London ist eine bunte Stadt im Werk Abisag Tüllmanns: nach einer ersten Reise 1964 füllt sie im Sommer 1966 ganze 40 Farbdiafilme, um die Swinging Sixties einzufangen, mit Modeaufnahmen, Einblicken in Kunstateliers, Porträts von Künstlerinnen und Künstlern. Eine ausführliche Serie erscheint in der Zeitschrift Scala international. Auch britische Besonderheiten wie für kontinentalen Geschmack extravagante Kopfbedeckungen sind in den fotografischen Impressionen aus der britischen Hauptstadt ein Thema. Sinniert die Dame in Nahaufnahme vornehm über ihren Platz in dieser Stadt und der Gesellschaft im Allgemeinen? Oder kann sie den Weg zur Teestube nur noch bruchstückhaft erinnern? Auch der stilvoll mit Melone den Trubel der Großstadt durchschreitende Herr wirkt wie – und ist vermutlich tatsächlich – aus einer anderen Welt. Parallel zu den Farbdias entstehen schwarz-weiß Aufnahmen, unter anderem in der Royal Ballet School und bei Sotheby’s, letztere erscheinen 1968 in Publik visuell.