Die Abisag Tüllmann Stiftung
Noch vor ihrem Tod am 24. September 1996 hatte Abisag Tüllmann ihr theaterfotografisches Werk an das Deutsche Theatermuseum in München verkauft und Verhandlungen mit dem Bildarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geführt, die ihr bildjournalistisches Gesamtwerk später erworben hat. Testamentarisch hatte sie verfügt, dass mit dem Erlös aus ihrem Archiv eine Stiftung gegründet werden sollte. Nach vielfältigen Schwierigkeiten wurde diese Stiftung im September 2008 von ihren langjährigen Freunden Heidi List und Walter Witte in Frankfurt am Main gegründet.
Aus der Satzung: „Zweck der Stiftung ist es, Abisag Tüllmanns letzten Willen zu erfüllen und die Erinnerung an sie als eine große deutsche Photographin aufrecht zu erhalten.“
Dies sollte sowohl mit Publikationen und Ausstellungen als auch mit der Förderung des künstlerischen Bildjournalismus geschehen. Folgende Projekte wurden von der Abisag Tüllmann Stiftung unterstützt oder gefördert:
2010
Erste Ausstellung des Gesamtwerkes im Historischen Museum und im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main.
Ein umfangreicher Werkkatalog erscheint im Verlag Hatje Cantz:
Abisag Tüllmann (1935–1996). Bildreportagen und Theaterfotografie
Herausgegeben von Martha Caspers für das Historische Museum Frankfurt, mit Beiträgen von Martha Caspers, Monika Haas, Barbara Lauterbach, Kristina Lowis, Ulrike May und Katharina Sykora.
2011
Zweite Präsentation der Ausstellung im Museum für Fotografie in Berlin.
Mit dem Abisag Tüllmann Preis sollte alle zwei Jahre ein Wettbewerb zur Förderung des künstlerischen Fotojournalismus ausgeschrieben werden (Preissumme 10 000.- €).
2011
Erster Wettbewerb:
Die Jury, Peter Braunholz, Martha Caspers, Michael Kerstgens, Mario Kramer und Barbara Staubach, wählte aus 108 Bewerbungen zwei Arbeiten aus:
von Nathalie Mohadjer und Anja Niedringhaus.
Eine besondere Anerkennung erhielten die Arbeiten von Frederik Busch und Enrico Fabian.
Ausstellung in der Frankfurter Heussenstamm-Galerie
2013
Zweiter Wettbewerb:
Die Jury, Peter Braunholz, Michael Kerstgens, Mario Kramer, Ulrike May und Barbara Staubach, wählte aus 98 Bewerbungen zwei Arbeiten aus:
von Andrea Diefenbach und Kirill Golovchenko.
Eine besondere Anerkennung erhielten die Arbeiten von Chiara Dazi und Birte Kaufmann.
Ausstellung in der Frankfurter Heussenstamm-Galerie
2013
Ein Privatmann stiftet eine Gedenktafel in der Oberlindau 51 in Frankfurt, am Haus, in dem Abisag Tüllmann 35 Jahre gelebt und gearbeitet hat.
2014
Die Frau mit der Kamera. Porträt der Fotografin Abisag Tüllmann, ein Film von Claudia von Alemann, in Programmkinos und im Fernsehen (HR 3).
2016
Satzungsänderung und Umwandlung in eine Verbrauchsstiftung, da wegen der zurückgegangenen Einnahmen der Stiftungszweck nicht mehr erfüllt werden konnte. Das Vermögen der Stiftung kann nun zur Sicherung und wissenschaftlichen Auswertung des künstlerischen Nachlasses verwendet werden.
Diese Arbeit wurde in den letzten drei Jahren im Bildarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Team von Christina Stehr, mit Kristina Lowis, Noemi von Alemann und Noel Matoff geleistet. Sie gilt als Pilotprojekt und Vorbild für den Umgang mit weiteren Fotograf*innennachlässen.
2018
Das Buch Joseph Beuys Titus/Iphigenie Abisag Tüllmann Photographien mit Texten von Mario Kramer und Peter Handke erscheint bei Schirmer/Mosel.
2020
Mit der neuen Webseite wird der Stiftungszweck, die Erinnerung an eine große Fotografin aufrecht zu erhalten, auf lange Sicht beispielhaft erfüllt, die Abisag Tüllmann Stiftung hat ihr Ziel erreicht und wird aufgelöst.
Frankfurt am Main, 26.7.2019, Heidi List