Arbeit
Die frühesten Aufnahmen von arbeitenden Menschen macht Tüllmann Ende der 1950er Jahre bei Straßenbauarbeiten in Frankfurt. Von da an gibt es kaum einen Arbeitsplatz, den sie nicht mit ihrer Kamera inspiziert hätte: Vom Telegrafenamt über Hafen, Kneipe, Porzellanladen, Gießerei, Küche, Schule, Stollen, Auktionshaus, Druckerei, Fabriken diversester Industrien, Schusterwerkstatt, Künstleratelier bis hin zu Bank, Bundeswehr und Bauernhof lotet sie die Schauplätze des Gelderwerbs fotografisch aus. Eindrucksvolle Reportagen entstehen über Angestellte vor neuester Bürotechnik (d.h. zunächst Lochkarten, dann Kabelsalat und schließlich Computer statt Setzkästen), die Choreografien der Herren in Leitungsebenen, Stewardessen und Putzfrauen, den Spagat von Teilzeitarbeit, Szenen aus dem Kasernenalltag, aber auch die stolze Pose weiblicher Auszubildender in mechanischen Berufen. Tüllmann deckt mit ihren Bildern sowohl unfreiwillige Komik als auch herabwürdigende Bedingungen am Arbeitsplatz auf.